Das Forschungsfeld „Appropriate Dispute Resolution (ADR) & Mediation“ ist an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz angesiedelt. Ein breites Einsatzfeld von „Appropriate Dispute Resolution“-Methoden, wie die Mediation eine darstellt eröffnet sich unter anderem im Bereich von Kindesabnahmen. Mag. Hanna Salicites beschäftigt sich zum Beispiel mit der Frage, welche Tools zum bestmöglichen Schutz von Kindern in zivilrechtlichen wie öffentlich-rechtlichen Gerichtsverfahren eingesetzt werden können. „Das Kind muss im Mittelpunkt stehen. Es soll ein Tool nach dem Motto ‚alle an einen Tisch‘ geschaffen werden, das heißt, dass alle, die an einer Kindesabnahme beteiligt sind, mithilfe einer/s KoordinatorIn zur Planung zukünftiger Maßnahmen an einen Tisch geholt werden. Weiters spielt eine umfassende Konfliktanalyse eine wichtige Rolle, als Voraussetzung für eine kindeswohlfördernden Maßnahme“, so die Wissenschafterin. Im Handbuch Mediation wurde kürzlich der Beitrag „Kindeswohl=ADR bei Kindesabnahme” publiziert.
Gemeinsam mit Mag. Mariella Mayrhofer, Juristin im Gewaltschutzzentrum Oberösterreich, erschien auch eine Publikation zu „Worst Case Kindesabnahme“ in der April-Ausgabe der iFamZ 2015 (Interdisziplinäre Zeitschrift für Familienrecht). Die Autorinnen plädieren für eine stärkere Einbindung der Familiengerichtshilfe nach erfolgter Kindesabnahme und schlagen eine Schaffung eines Antragsrechts auf Zuziehung der Familiengerichtshilfe in bestimmten Stadien des Gerichtsverfahrens vor. Aktuell erforscht Salicites am Singapore International Mediation Institute an der NUS University in Singapur, inwiefern Mediation bei Obsorgeverfahren eingesetzt werden kann.
Mit genderspezifischen Aspekten in der Mediation befasst sich Universitätsassistentin MMag. Dr. Karin Sonnleitner. Eine von ihr durchgeführte empirische Erhebung brachte das Ergebnis, dass in Familien-, Nachbarschafts- und Scheidungsmediationen Frauen sowohl offener und zugänglicher dem Verfahren gegenüber als auch strukturierter sowie lösungs- bzw. konsensorientierter sind. „Für Männer sei es zwar das primäre Ziel, eine zielgerichtete Lösung zu finden, allerdings reflektieren sie das Ergebnis selten“, so die in der Studie befragten MediatorInnen. Sonnleitners Forschungsergebnisse wurden ebenfalls im Handbuch Mediation veröffentlicht.
Weitere Infos unter mediation.uni-graz.at