Wo Menschen miteinander arbeiten, da treffen sich oft unterschiedliche Einstellungen, Zugänge und Perspektiven aufs Leben. Dass es deshalb mitunter im Gebälk knirscht, ist normal und kann sogar reinigend wirken. Vorausgesetzt, Konflikte werden an der Wurzel gepackt und transparent gelöst. In besonders verzwickten Situationen können ExpertInnen dabei helfen. Aktuell bietet die UNI for LIFE eine berufsbegleitende Ausbildung in diesem Bereich an. Karin Sonnleitner, Lehrende im Masterlehrgang „Mediation, Negotiation, Communication & Conflict Management“, gibt Einblick in diese Art von Arbeit. Die Anmeldung für den berufsbegleitenden Lehrgang ist bis 19. Februar 2021 möglich.
Brauchen wir nach dem Corona-Jahr 2020 ExpertInnen zum Thema Konfliktbeilegung ganz besonders?
ExpertInnen, die sich mit Konflikt- und Verhandlungssituationen beschäftigen, werden immer gebraucht. Die Veränderungen, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat, sind aber sicherlich speziell. Im Arbeitsleben beispielsweise haben sich Besprechungen meist in den virtuellen Raum verlagert. Dadurch sind nonverbale Signale reduziert. Um Konflikten vorzubeugen oder diese zu kalmieren, sollte man bei Unsicherheiten immer nachfragen, wie etwas gemeint war. Auch die eigenen Gedanken und Gefühle sollten stets klar artikuliert werden.
Wann ist der Zeitpunkt gekommen, um eine Mediation zu beginnen – beruflich wie privat?
Der Zeitpunkt ist dann gekommen, wenn der Konflikt so verfahren ist, dass die Beteiligten aufgrund von wechselseitigen Anschuldigungen nicht mehr in der Lage sind, den Konflikt selbstständig zu lösen. Zusätzliche Provokationen enden in einem Vertrauensverlust und Aussagen des Gegenübers werden grundsätzlich negativ beurteilt. Dass sich die Beteiligten meistens an Situationen aus der Vergangenheit orientieren, verstärkt negative Effekte zusätzlich. MediatorInnen unterstützen dabei, einen zukunftsorientierten Blick auf die berufliche Zusammenarbeit oder das familiäre Miteinander zu richten.
Was sind Ihre drei wichtigsten Tipps, um Konflikten am Arbeitsplatz und in Beziehungen allgemein vorzubeugen?
Wichtig ist immer, eine tolerante und wertschätzende Kommunikation zu pflegen. Sowohl am Arbeitsplatz als auch in Beziehungen sollte man versuchen, stets ein offenes Ohr füreinander zu haben und sich bewusst Zeit für Gespräche zu nehmen. Und schließlich sollten der sachliche Kontext und die individuellen Bedürfnisse von KollegInnen, PartnerInnen oder der Familie – zum Beispiel nach finanzieller Sicherheit oder Anerkennung – gleichermaßen berücksichtigt werden.